21. November 2023
Sicherheit tief unten im Berg
Die Natur um Kirowsk, eine Kleinstadt nördlich des Polarkreises, erinnert an Szenen aus der Fantasy-Serie Game of Thrones. Die Stadt ist von Berggipfeln umgeben, die jedoch bei Schneestürmen kaum auszumachen sind, und ein schneidender Wind zwingt Bewohner und Besucher, Schutz zu suchen.
Wir wählen einen höchst ungewöhnlichen Ort, um uns vor dem Wetter und der Kälte zu schützen, und begeben uns in die unterirdischen Schachtanlagen des Bergwerks Kirowsk. Mit einem Allradfahrzeug fahren wir eine Viertelstunde lang durch beleuchtete Tunnel, bevor wir schließlich vor einer großen Maschine zum Stehen kommen.
Vor fast hundert Jahren wurde in den Chibinen, dem Gebirge um Kirowsk, eines der größten und reichsten Vorkommen von Apatit-Nephelin-Erzen gefunden. Die phosphorhaltigen Rohstoffe, die in diesen Bergen abgebaut werden, sind Ausgangsstoffe für die Herstellung von Düngemitteln, die wiederum nicht nur in Russland, sondern in über einhundert Ländern auf der ganzen Welt verwendet werden.
"In der Vergangenheit haben wir ohne Fernsteuerung mit verschiedenen Maschinen gebohrt. Die Qualität war gut, aber wir wollten ein Höchstmaß an Sicherheit für die unter Tage arbeitenden Maschinenführer erreichen."
Der Chefingenieur der Kirowsker Niederlassung Wjatscheslaw Onuprienko führt aus:
„Wir arbeiten hier gerade an Abziehlöchern“, erklärt er. Als er 2014 nach Kirowsk kam, wurden handbetätigte Bohrmaschinen nicht nur zum Bohren vertikaler Bohrlöcher eingesetzt, sondern auch zum Tiefbohren. Kurze Zeit später beschloss die Bergwerksleitung, auf mechanisierte Bohrgeräte umzusteigen.
„Das erste Simba-Bohrgerät von Epiroc haben wir 2014 getestet. Es war moderner als vergleichbare Geräte anderer Hersteller, mit verglasten Kabinen, viel Komfort bei der Fernsteuerung und höherer Produktivität“, berichtet Yarunin. Anfangs wurde das Bohrgerät im halbautomatischen Betrieb eingesetzt. Der Maschinenführer richtete das Gerät mit den entsprechenden Bohreinstellungen im Handbetrieb ein und ließ es dann die Arbeit übernehmen.
Apatit JSC Kirovsk rüstete die Maschine dann mit Epirocs intelligenten Funktionen nach, so dass der Maschinenführer nicht mehr ständig anwesend sein musste. Das Bohren erfolgt nun automatisch über die Funktion ABC Total, wobei das Funktionspaket Simba Automation den Fernbetrieb ermöglicht. Auf jedem Bohrgerät ist ein digitaler Bohrplan installiert, der über die Option „Rig Remote Access“ (Bohrgeräte-Fernzugriff) aus der Ferne aktualisiert werden kann. Dadurch war Apatit JSC in der Lage, seine Maschinenführer aus der Tiefe des Berges an die Oberfläche zu bringen.
„Schauen Sie hier, im Diagramm kann man alles sehen.“ Jewgeni Torsogojew, stellvertretender Leiter der Bohrstelle, zeigt uns eine spezielle Bohrkarte. Er erklärt, dass die einzigen Personen, die regelmäßig unter Tage mit den Maschinen arbeiten, die Spezialisten sind, die die Simba-Bohrgeräte von einem Sprenglochring (der die Markierung für das Bohren und Einbringen von Sprengstoff in Bohrlöcher darstellt) zum nächsten fahren. „Wenn sich jemand dem Bohrmodul nähern will, löst er Bewegungssensoren aus und das Bohrgerät stoppt. Außerdem gibt es Videokameras, so dass wir alles aus der Ferne beobachten können.“
Zwei Arbeiter sitzen in einem warmen Leitstand. Vor ihnen befinden sich Joysticks zur Fernsteuerung der Simba-Bohrgeräte und mehrere Bildschirme, auf denen sie sehen, was mit den Maschinen unter Tage vor sich geht. Jeder Maschinenführer steuert vier bis sechs Bohrgeräte. Einer der Maschinenführer ist Igor Kramarenko, der seit 2003 bei Apatit JSC Kirovsk tätig ist. „Ich habe mit allen Bohrgeräten gearbeitet, die wir bisher im Abbau eingesetzt haben“, so Kramarenko. Er erklärt, dass die Arbeit im Führerstand unter Tage körperlich anstrengend sein kann. „Ich hatte keine Angst, aber es war staubig und laut. Manchmal fielen die Geräte aus und es war unmöglich, Teile unter Tage auszutauschen, so dass die Arbeiter die Bohrgeräte zur Reparatur nach oben bringen mussten.“